Henni´s Blogadventskalender 2020 Türchen No. 13
Wie in jedem Jahr hat Sabine auch 2020 wieder eine Adventskalender – Geschichte initiiert, die von vielen AutorInnen gemeinsam tagtäglich geschrieben wird. Dabei fasziniert mich jedes Jahr aufs Neue, wie sich unsere Texte zu einer Geschichte zusammenfügen, obwohl doch jeder von uns seine ganz eigene Art zu schreiben hat.
Danke, liebe Sabine, an dieser Stelle für die Organisation, für Henni, die mich täglich mit ihrem Kalender erfreut, und ich wünsche dir, allen MitschreiberInnen sowie den LeserInnen in diesem so besonderen Jahr besinnliche Weihnachtstage, Gesundheit, Liebe und ein glückliches, weiß-rot gepunktetes, kommendes Jahr.
Auf dieser Seite könnt ihr lesen, was bisher geschah. Das 12. Türchen hat gestern Majte geöffnet:
„Ist das euer Ernst?“, fragte Henni und sah von einem zum anderen. Julius und Jana nickten mit strahlenden Gesichtern und Julius knuffte Jana in die Seite und meinte: „ Siehst du? Ich habe dir doch gesagt, sie freut sich darüber!“
Leise Zweifel nagten jedoch an Henni, denn sie hatte keinen Schimmer, wie sie sich um ein Schwein kümmern sollte. Zugegebenermaßen war es ein sehr hübsches Schwein, geradezu außergewöhnlich, mit seinen roten Punkten überall. Doch für Henni war ein Schwein eher als Braten auf dem Tisch geeignet, nicht als Haustier oder Freund oder gar Familienersatz.
Deswegen schaute sie Julius und Jana bedauernd an und erklärte ihrem Bruder und ihrer Schwägerin: „Ich freue mich auch. Sehr sogar. Aber ich freue mich mehr darüber, dass ihr beide hier seid, nicht, dass ich von euch ein Schwein geschenkt bekommen habe. Ihr wisst doch, dass meine Hühner meine gesamte Aufmerksamkeit benötigen, da habe ich einfach keine Zeit, mich noch um ein kleines Schwein zu kümmern. Es tut mir leid!“
Die letzten vier Worte wisperte sie nur noch und wagte es nicht, die beiden anzuschauen, doch sie spürte die grenzenlose Enttäuschung von Jana und Julius, die sich wie eine Welle kalter Schnee über sie ergoss und ihr Herz zu erdrücken schien.
Als die Stille sich endlos weiter auszudehnen schien, machte es plötzlich neben Henni ganz laut „Quiek“, anklagend und traurig zugleich klang der Laut und er zerriss Henni schier das Herz. Sie blickte hinunter und sah das Schweinchen mit den roten Punkten, welches sie geradezu flehend anschaute. Henni riss ihren Blick los, sie wollte Jana und Julius noch einmal danken, dass sie an sie gedacht hatten, doch die beiden waren mit einem Mal verschwunden.
Henni überlegte noch, wo die beiden sein konnten, als sie ihre Stimmen hörte, die aus dem Wohnzimmer zu kommen schienen. Es klang so, als würde Jana weinen…
Türchen No. 13
Henni wurde ganz schummerig. Sie musste sich auf ihren wackligen Küchenstuhl mit der abgeblätterten Farbe setzen, das einzige Möbelstück, das ihr von ihrer Großmutter geblieben war. (Neben den Ringelsocken, aber die waren ja schließlich kein Möbelstück und außerdem hatten sie ein Loch, da wo ihr großer Zeh immer vor Aufregung wackelte, wenn sie mit irgendwas nicht klarkam und sie müsste sie eigentlich wegschmeißen, was sie aber nicht konnte, weil sie ja von Oma Lotte waren!).
Auf einmal wurde es Henni schwer ums Herz. Sie musste unweigerlich an Uwe denken und daran, was er wohl zu dem kleinen rotgepunkteten Schweinchen sagen würde. „Mensch, Henni, ein Schwein in der Wohnung, das geht doch nicht!“ Das würde er sagen und einen großen Schluck aus seinem orangefarbenen Flachmann nehmen, den sie ihm mal an Ostern statt eines bunten Eis geschenkt hatte.
„Henni, Henni,“ würde er sagen und den Arm um sie legen. „Und zu den Hühnern kann das Schwein auch nicht, dann trampelt es am Ende noch die Eier kaputt!“ und dann würde er sie von der Seite ansehen, so von links unten bis oben und wieder zurück und zum Schluss würde er sie anlächeln und sie würde seine Zahnlücken sehen… Henni musste grinsen. Genau so hätte sich Uwe verhalten, das tröstete sie irgendwie an diesem trübentümpeligen Nebelnieseltag, an dem Jana im Wohnzimmer leise vor sich hin weinte und das Schweinchen mit den roten Punkten sich in den Schlaf quiekte.
Vorsichtig öffnete Henni die Wohnzimmertür, und war bass erstaunt über das, was sie dort sah…
Und wie es morgen weitergeht, das erfahrt ihr an dieser Stelle von Mo…
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