Matching at the laundromat – dating for free oder der Versuch, einen Wortteppich zu weben
Zu Hause an meinem Lieblings-Schreibort, dem Schreibtisch mit dem Blick in die Ferne, Wolken und Himmel so weit ich gucken kann. Hier kam mir die Idee, die Texte der bisher vorhandenen Blogparadisten zu einem Teppich zu verweben, gleichsam aus dem Hintereinander und dem Nebeneinander einer Parade, die ein und demselben Thema folgt, ein Miteinander zu kreieren… Die Verweise auf die anderen Texte habe ich entsprechend mit einem link versehen.
Ich danke nicht nur allen Lesern*innen, die mich bis zu meinem 12. Beitrag (damit endet die Semesteraufgabe zum Thema “ Digitales schreiben“) kontinuierlich begleitet haben, sondern auch meinen Kommilitonen*innen, die mich durch ihre stetige Präsenz und Kommentierung inspirieren und mich tragen in der Auseinandersetzung mit dem Thema Schreiben und Sprache. Wie ich meinen Blog in Zukunft gestalten werde, weiß ich noch nicht, eins steht jedoch für mich fest, es wird weiter gehen….
Papagena liebte dieses Schild “ Matching at the laundromat, dating for free“ – orange auf weißem Untergrund verhieß es einen Ausweg aus dem ewigen post-klick- klick-post- post- klick. Das Glück kam beim Waschen schmutziger Wäsche – warum war sie da nicht schon früher draufgekommen. Hier starrten die Menschen nicht auf schwarze Bildschirme, sondern auf das Bullauge einer weißen Maschine, in dem sich rote Socken von den dunkelblauen trennten und wieder mit grünen paarten.
Neben ihr saß Miss Novice und sinnierte über die Einsamkeit bei Twitter & Co. Sie hatte sich inspirieren lassen von Horst und seiner Leidenschaft für knappe Dialoge. Sprache lässt sich herunterbrechen, lässt sich verdichten, die Frage ist, ob wir noch wissen, was sich hinter den lols und cus verbirgt oder ob die Verknappung nicht irgendwann unsere Silben gänzlich zu Grabe trägt.
Sie warfen sich kurz einen Blick zu, als Elisabeth die Tür öffnete und zu ihnen stieß. Ihre alte Maschine hatte sie im Stich gelassen und selbst Enkel Moritz, der ansonsten sehr technikaffin war, konnte sie nicht mehr reanimieren. Auch hier lag die Lösung auf der Hand. Der Waschsalon als Ort der Begegnung, als Schreibort für Rückzügige und Meditationszeit für Ausgehungerte, als place to be im lost and found unserer Welt.
Hier im Salon trafen sie sich alle – die Blogparadisten, die Einsamkeiten und die Wortverlorenen wagten sich aus ihren Netzen ins Freie – ohne doppelten Boden, ohne Klarheit, wie sich die Szene entwickeln würde und ohne je Gewissheit über ihre Zukunft zu bekommen. Erkenntnis ist nachträglich, schreibt Rilke. Ohne loszugehen, in festen kleinen Schritten, werden wir nicht herausfinden, ob das Leben weiter im Schatten bleibt oder ob es nicht doch ein update für die nächste Runde bereit hält.
10 Kommentare
Liebe Hedda,
der Waschsalon als Schreibort und Begegnungsstätte in einem. Geniale Idee! Ob es das schon gibt, ein Wasch- & Schreibcafé oder ein Schreib- & Waschcafé? Aber Frontlader müssten es schon sein, damit die wirbelnde, bunte Wäsche die Gedanken inspiriert…
Dein Teppich ist übrigens wunderschön, so viele tolle Bilder, ich müsste den ganzen Text hier zitieren!
lg. mo…
Liebe Mo,
vielen Dank für deine Rückmeldung. Die vielen Bilder habe ich alle aus euren Beiträgen und ich war selber erstaunt, was daraus entstehen kann. Hast du dir übrigens den link unter Salon angesehen? Dann findest du einen österreichischen Film, der sich mit diversen Waschsalons und deren Besucher befasst. Leider sterben ja auch diese Salons aus, dabei sind sie als Begegnungsstätten sehr geeignet. Die Idee von Waschcafès von dir fand ich auch klasse..
Liebe Grüße
Hedda
Liebe Hedda
Ich habe am Ende meines Blogparade-Eintrags https://icurateyou.wordpress.com/2017/06/01/blogparade-bks11-digitale-einsamkeit/
angefangen zu weben.
Herzlich, Urs
Ja, lieber Urs, und euer aller Verweben hat mich ja auch inspiriert, an meinem Lieblingsschreibort weiter zu weben und zu verdichten. Es fehlen eigentlich nur noch die Elfchen ….
Liebe Grüße und danke, ich hoffe, dein Blog läuft auch weiter..
Hedda
Liebe Hedda,
was für ein buntes Stelldichein im Waschsalon der vierdimensionalen Figuren. Papagena bringt zum Date an der Trommel ihre sämtlichen einzelnen Socken mit – vielleicht matchen sich ja auch (Seelen-) Paare vor dem Bullauge und zwitschern gemeinsam Lieder von Hoffnung und Liebeskummer.
Herzliche Grüße
Ulrike
Liebe Ulrike,
so entstehen Jahrhundert übergreifende Bilder – aus gemeinsamen Texten über digitale Einsamkeit, das begeistert mich und ich würde am liebsten weiter weben. Vielen Dank für deine Impulse in dem Zusammenhang, Papagena würde ich gerne mal im Waschsalon treffen …
Liebe Grüße
Hedda
Liebe Hedda,
was für ein wunderschönes Bild, da in deinem, unserem Waschsalon, in dem wir alle gemeinsam sitzen und auf die Waschmaschinen und ihre magischen „Bullaugen“ starren, um ihnen die letzten digitalen Geheimnisse bei einer 60-Grad-Wäsche zu entlocken …
Welcher Socken wird heute verschwinden, der Linke, der Rechte oder gar beide?
wissen es nicht!
Und ja, ich bin sehr erleichtert, dass dein Blog weitergeht, dass ich auch weiterhin von dir lesen werde, wie du Wort-Teppiche poetisch, lyisch, farblich und melodiös „verwortest“. Das ist übrigens keine Ableitung von „verwursten“, soll ich dir von Konfetti sagen, sondern eine Ableitung von „verweben“ …:-)
Einen lieben Gruß in die Nacht,
Mia
Liebe Mia,
verworten ist ein toller Ausdruck und gefällt mir viel besser als das in unserem Jargon übliche Verwörtern. Verworten klingt nach verorten, nach sondieren und sortieren, nach Formgeben und finden. Das gefällt mir – sag das bitte Konfetti !
Beste Grüße und danke
Hedda
Liebe Hedda,
ich sehe sie da alle im Waschsalon sitzen und fasziniert auf die Bullaugen der laufenden Maschinen starren. Sie fragen sich, wann kommen das gelbe T-Shirt, der rote Socken und die blaue Unterhose wieder vorbei. Das ist doch mal was anderes als auf einen Bildschirm zu starren. Irgendwann kommen sie dann auch miteinander ins Gespräch, sie reden über Waschpulver, die vereinzelten Socken und den Kaffee, den sie gleich noch zusammen trinken werden. Wunderbar Dein Wortteppich-Bild. Danke dafür
Liebe Grüße
Anne
Liebe Anne,
dank des Impulses von Nikolaus W. Ledermann kam ich zum Bild des Waschsalons udn bin auch ganz verwundert darüber, wohin die digitale Einsamkeit führen kann. Am liebsten würde ich jetzt noch mit euch allen eine Geschichte mit Fortsetzung schreiben…
Herzlichen Dank für das Einfühlen in Socken und Co.
Liebe Grüße
Hedda