It was a dark and stormy night – eine Blogparade
Meine Kommilitonin Arabella hat zu einer Blogparade aufgerufen, der ich nur allzu gerne folge. Es geht um Snoopys Leidenschaft zu schreiben und seine verzweifelten Versuche, aus dem Satz „It was a dark and stormy night“ eine Geschichte zu entwickeln. Wer kennt das nicht? Da gibt es diesen ersten Satz, von dem man/frau überzeugt ist, und es will und will sich einfach kein weiterer Text dazu gesellen. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr ebenfalls dem Aufruf von Arabella folgen würdet und bin gespannt auf weitere Geschichten…. hier erstmal meine …
„It was a dark and stormy night.“ Wie oft bin ich an diesem geheimnisvollen Plakat heute schon vorbeigefahren und dachte: „Oh no, it is such a cold and nasty day!“
Beim ersten Mal hatte ich mein Handy vergessen, leider hatte ich es erst gemerkt, nachdem ich bereits den Frühmorgenstau von zehn Minuten überwunden hatte. Also wieder zurück Marsch, Marsch, und vorbei an dem Plakat, das mich an die letzten Herbsttage mit W. im vorherigen Jahr erinnerte. Nein, daran will ich nicht erinnert werden! No stormy nights and days anymore – please!
Beim zweiten Mal klingelte mein Handy. Es war Frau M., meine Nachbarin von schräg gegenüber. „Aus Ihrem Carport kommen kleine Rauchwolken!“ Verdammt, siedend heiß fiel mir ein, dass ich achtlos einen glimmenden Streichholz in einen Feuertopf geworfen hatte, in dem sich offensichtlich doch etwas Reisig befand. Gott sei Dank war ich erst einen Kilometer weit gefahren, so konnte die Gefahr rasch gebannt werden.
Beim dritten Mal fuhr ich in der obligatorischen Mittagpause bei leichtem Nieselregen zu meinen beiden Möpsen nach Hause. „It was a dark and stormy night!“ Was ist das eigentlich für ein verrückter Filmtitel? Und wer kommt auf die Idee, einen solchen Film ausgerechnet jetzt zu bewerben, dachte ich beim Vorbeifahren. „Konzentrier dich, Snoopy und Fiete warten auf dich zu Hause, du bist wieder zu spät!“
Beim vierten Mal knallte es. Genau vor dem Plakat. Auf dem Weg zurück ins Büro hatte ich mich ablenken lassen von der dunklen und stürmischen Nacht und war prompt einer älteren Dame auf die Stoßstange gerauscht, die kaum ein Wort verstehen konnte, weil sie ihr Hörgerät zu Hause vergessen hatte. Es dauerte ewig bis die Polizei den Unfallhergang aufgenommen hatte und ich weiterfahren konnte. Vor lauter Wut begann ich hektisch an einer Ecke das Plakat von der Wand zu piddeln – blöde dark and stormy night. I don´t want to think of it and I don´t want to see it anymore!
Mittlerweile ist es dunkel und neblig. Der linke Frontscheinwerfer meines alten Puntos ist ausgefallen, mein Artikel über die Unregelmäßigkeiten in rheinland-pfälzischen Schlachthöfen, der bis morgen fertig sein sollte, wartet irgendwo auf der Oberfläche meines laptops auf dem Beifahrersitz auf seine Fertigstellung – ich habe ihn doch gespeichert, oder? Plötzlich taucht unvermittelt der Schein einer Taschenlampe auf und erleuchtet die Worte „dark and stormy“. Die Lampe gehört offensichtlich zu der Dame, deren Stoßstange ich heute Mittag ramponiert habe. Ich habe keine Ahnung, wonach sie dort sucht, aber ich merke, wie es in mir zu kochen beginnt. Also drehe ich mit Schwung meinen Kopf auf die andere Seite und lese:
Ja, womit? Das frage ich euch…, kaue weiter an meinem Stift und denke, „it was a dark and stormy night…“
5 Comments
Liebe Hedda,
mir ging es wie Dir, ich wußte auch nichts von der Schreibleidenschaft von Snoopy. Ein Grund mehr die Peanuts genial zu finden. Genial ist auch Deine Gruselgeschichte von den immer wiederkehrenden Unglücksfällen angesichts des Plakats. Ich glaube irgendwann wäre ich einen Umweg gefahren, um nicht immer wieder das Plakat sehen zu müssen.
Liebe Grüße Anne
Liebe Ulrike,
ich bin immer noch so begeistert von deinem Schreibimpuls zumal Snoopy und Linus mit seiner Schmusedecke mich viele Jahre begleitet haben und ich bisher nichts von der Autorenexistenz Snoopys wusste. Das hat mein Leben sehr beflügelt in diesen grauen Herbsttagen.
Herzliche Schreibgrüße zurück
Hedda
Liebe Hedda,
vielen Dank, dass du mit diesem spannenden Text an meiner Blogparade mitschreibst! 🙂
Mir gefällt die mysteriöse Wirkung, die von dem Plakat mit den düsteren Worten ausgeht – fast wie ein geheimnisvoller Unheilsfluch, dem die Heldin nicht entkommen kann. Da kann scheinbar auch ihr Mops Snoopy nichts gegen ausrichten. Der Film in meinem Kopf geht jedenfalls weiter.
Herzliche Grüße
Ulrike
Liebe Sabine,
plitsch, platsch – ich musste beim Lesen an den Regenfritz aus Peterchens Mondfahrt denken und habe danach erstmal gefühlt, ob meine Socken wirklich noch trocken sind. Vielen Dank für den Ausflug in eine englische stormy, rainy and cold night …
Bis zur nächsten Blogparade alles Liebe
Hedda
Liebe Leser*innen, hier kommt nun ein Beitrag von Sabine B., die ebenfalls an dieser herbstlichen Blogparade teilnimmt. Ich freue mich sehr darüber!!!
It was a dark and stormy night…
Klingt wie „der Zug ist abgefahren“. Für eine Sekunde taucht eine zerknautschte Miss Marple auf, mit spitzen Fingern ein Teetässchen haltend…na, etwas Arsen gefällig?
Ich komm dann mit Spitzenhäubchen vorbei und führe den Hound of Baskerville Gassi. Watson wird mir zuhause ein Süppchen kochen, wenn der Köter endlich alle Gaslaternen der schummrigen Straße angepinkelt hat.
Es dauernieselt und mein Atem sendet Dampfwolken im trüben Laternenlicht. Ich habe mein langes schwarzes Regencape übergeworfen, das mit den Quietschgeräuschen und dem riesigen Pelerinekragen. Als glänzende Triefsäule wanke ich durch die Nacht.
Ein bretonischer Leuchtturm ohne Licht, taps, taps. Sturm wo bist du?
It was dark and stormy, erinnerst du dich?
Irgendwie klappt das mit der Szenerie nicht so ganz.
Jetzt mal ehrlich …so ein richtig fieser Herbsttag, es regnet unaufhörlich,
der ganze Tag schon in Grau gehüllt und jetzt einfach nur noch dunkel und nass.
Nette Autofahrer nehmen die Pfützen im Eiltempo, Splash, sowas hält keine Papiertüte aus.
Ich habe die Henkel in der Hand, das gute Obst und Gemüse auf dem Asphalt.
Gelb, Weiß und Grün auf schwarzglänzender Nässe.
Schnell, rüber, der Bus! Ich hatte noch nie einen Brokkoli in meiner Jackentasche, jetzt ja. Links Zitronen und Knoblauch, die Äpfel verteilt zwischen Buch, Taschentüchern, Handcreme, Fahrkarte, Portemonnaie und et cetera…was Frau so alles mitschleppt, ohne es zu bemerken.
Der Bus ist voll, alle gut durchnässt da Drinnen. Aus der linken Jackentasche müffelt der feuchte Knoblauch.
Ich stehe mitten im Sardinenschwarm. Wären wir alle in Olivenöl getaucht, würde sich die Fahrt wohl geschmeidiger gestalten. So fliegen wir im abendlichen Verkehr nur ständig durcheinander, Halt suchend aber keinen findend, abruptes Bremsen oder hartes Anfahren, endlos.
Jetzt aber…“Hallo, Entschuldigung, ich muss hier raus.“ Ohne Öl komm ich nur schwerlich durch die plötzlich starre Masse. Der Brokkoli eckt an, hängt irgendwo fest…schnell, bevor die Türen wieder schließen!
Platsch! Wunderbar, direkt in eine tiefe Wasserlache. Ein Ausstieg der Extraklasse. Es regnet immer noch. Ich kämpfe mich durch Schirmgeschütze und Pfützen. Ich finde Schirme sollten nur in Regenbogenfarben existieren, dieses Dauergrau ist kaum zu ertragen.
Splish splash I am having a bath…gleich, gleich bin ich zuhause!
Wind kommt auf, kalt ist er und der Regen ist nun überall ….brrr
Wer schreitet so spät durch Regen und Wind? Ich bin es, ohne Kind – aber mit Zitronen und Knoblauch. Mit letzter Kraft erreiche ich Haus und Hof, der Brokkoli ist verloren. Watson ist nicht da. Kein Süppchen, kein Tässchen, kein Feuer im Kamin….
Eine Zentralheizung, es ist sofort wunderbar warm, eine heiße Zitrone, geröstetes Brot mit frischer Knoblauchbutter, ein duftender Apfel, dicke Socken, ein gutes Buch.
Der Hound ist ein kleiner schnurrender eingerollter Kater in der Sofaecke…
Gegen die Scheiben peitscht der Regen…
It will be a dark and stormy night
And I will be inside.