Mia´s Adventskalender Türchen 6
Ja, es gibt ihn wieder: Mia`s Adventskalender und ich öffne vorsichtig Türchen 6. Vielen Dank an dich, liebe Sabine, für das Initiieren und all den anderen für das inspirierende Miteinander. Wie immer sind die Texte hinter den anderen Türchen kursiv gedruckt und der neue Text gerade.
Und da war es, das erste Türchen. Für das hatte sie sich als Ideengeberin natürlich verantwortlich gefühlt. So ein Anfangstürchen gibt die Richtung vor. Zack, da ist sie!
Zumindest für den ersten Raum, den die Menschen betreten, wenn sie mit den ersten Worten mitten hineingeführt werden. Sie bekommen vielleicht ein Gefühl dafür, was das für ein Raum ist, in dem sie sich befinden.
„Es duftet nach Kakao“, sagt Monsta und folgt dieser süßen Spur.
„Da, ein Tannenbaum mit geschnitzten Holzfiguren!“, ruft Max und läuft dorthin.
Roland malt ein Bild von dem Raum, Scrabbie hängt ihren Boxsack in die Ecke, Gustav gibt ihr Klugscheißer-Ratschläge und Lysander unterhält sich mit Otte.
Viele weitere Türchen werden sich bestimmt öffnen. Nicht immer an dem Tag, an dem wir sie brauchen. Das ist dann wie im Leben. Manchmal sehen wir zu lange auf eine geschlossene Tür, bis wir merken, dass eine andere längst geöffnet ist.
„Du kannst ja einfach das Fenster nehmen!“, grinst Monsta und zeigt mir, wie das geht.ch rüttelte ihn unsanft wach. Er hatte es schließlich versprochen, hoch und heilig hatte er es versprochen. Ich hätte es besser wissen müssen. Ich versuchte ihm den Teebeutel unter dem Arm wegzuziehen.
„Hey, du bist dran!“, rief ich noch einmal.
„Was, was ist los?“, fragte er, noch völlig verschlafen und von nix eine Ahnung.
„Du bist dran mit dem 2. Türchen und das schon seit Stunden!“, schimpfte ich.
„Aber, ich entspanne doch gerade so schön mit meinem Teebeutel!“, beschwerte sich Monsta und gähnte. „O.k., ich bin ja gar nicht so. Also, ich öffne jetzt das 2. Türchen und dann kann es endlich losgehen mit der Geschichte, oder?“ Er ließ seinen Teebeutel in der Tasse, stieg teenass aus der Tasse und kletterte, kleine Pfützen hinterlassend, durch das Fenster.
„Ich mache das Türchen von der anderen Seite auf!“, rief er und rüttelte an dem 2. Türchen, Nichts. Er rüttelte weiter.
„Es klemmt!“ Rütteln. Nichts. Rütteln. Nichts.
„Vorsicht, ich nehme Anschwung. Geh lieber zur Seite!“ Ein lauter Knall und Monsta flog mit dem zweiten Türchen herüber zu mir. „So, das Türchen wäre soweit!“, grinste er und schüttelte sich.
Ich lachte. Die Geschichte brauchte noch ein wenig, um sich von dem Schreck zu erholen, als sie so plötzlich im Raum stand, aber bis morgen wird sie sich erholt haben.
Wenn eine Tür zu klemmt oder sich nur mit ganz großer Kraftanstrengung öffnen lässt, ist es besser, sie geschlossen zu lassen und eine andere zu öffnen. Das passt doch besonders gut in die Adventszeit. Da entlanggehen wo es leicht ist… statt dessen machen wir uns das Leben oft schwer. Adventszeit heisst doch still werden, das Gute erwarten, behutsam vorangehen. Und was machen wir? Wir kämpfen immer mal wieder gegen das was ist. Nun ja, Monsta wollte nun mal unbedingt dieses Türchen öffnen. Und ja, es war dann ja auch genau richtig. Manchmal lohnt sich ja zu kämpfen. Genau hinter diesem Türchen verbarg sich nämlich eine Wortwolke, die wie geschaffen schien, um daraus eine wunderbare Geschichte für alle Monstas und Mias und alle anderen kleinen und großen Menschen zu erzählen. Da standen in krakliger Schrift viele gute Zutaten für eine wirkliche Adventskalendergeschichte: Wünsche, Advent, Weihnachten, Liebe, Frieden, Sehnsucht, Türen, Engel, strahlen, Freundschaft, Mysterium. „Schnee“ und „Winter“ lies sich nur ganz knapp entziffern. Einige weitere Worte waren gänzlich verwischt, man konnte sie nicht entziffern. Auch wenn Monsta sich noch so anstrengte… Aber er hatte ja selbst noch so viele Ideen mehr…
Monsta und Mia schauten mit aufgerissenen Augen auf ihren Gast, der sich in einer geschmeidigen Bewegung aus der Teepfütze erhob und nun in Form einer Kartoffel vor ihnen saß. Sein Körper sah aus wie ein durchsichtiger Wackelpudding, in dessen Innern kleine Lichtpünktchen in Grün und Gold aufblinkten, wie bei einer phosphoreszierenden Alge.
„Haaatschiiiii“, machte das Wesen und schoss dabei in die Höhe wie eine Gurke und blinkte hellgrün auf. Dann sackte es wieder in sich zusammen und sah jetzt wie eine zitternde Birne aus.
„Entschuldigung, dass ich hier so mit dem Türchen ins Haus gefallen bin. Darf ich mich vorstellen: Ich bin das Mysterium“, sagte das Mysterium.
„Ah, bist du unsere Adventsgeschichte?“, wollte Monsta wissen und grinste verschmitzt mit allen seinen fünf Zähnen.
„Ich bin die Pointe der Geschichte“, sagte das Mysterium und leuchtete golden auf.
„Aber ich habe mich leider in der Tür geirrt und bin viel zu früh dran. Ihr hattet es so eilig.“
„Was machen wir nun mit dir?“, fragte Mia.
„Ihr könnt mir helfen, die anderen Figuren der Geschichte suchen zu gehen. Sie sind beim schwungvollen Türchen öffnen von der Fensterbank nach unten in den Schnee gefallen.“
„Nach wem sollen wir denn Ausschau halten?“, fragte Monsta und strubbelte sich voller Tatendrang mit seinen kleinen Händen im Zottelhaar.
„Der Prolog hatte schon seinen Auftritt, den müsst ihr nicht mehr suchen. Haltet die Augen auf nach Fräulein Freundschaft und Kammersängerin Sehnsucht. Herr Winter hat ziemlich frostige Manieren, aber vielleicht findet ihr noch heraus, was man tun muss, damit er auftaut.“
„Bin schon unterwegs“, rief Monsta und wollte losfliegen…
Halt!“, rief das Mysterium aufgeregt. „Eile mit Weile, liebes Monsta. Und überlege, in welcher Reihenfolge ihr die Figuren suchen müsst, derweil ich mich wieder in das letzte Türchen quetsche und meinen wohlverdienten Adventsschlaf weiterführe.“
„Wie? Du willst Mia und mir gar nicht helfen? Was ist denn, wenn wir nicht weiterkommen oder etwas falsch machen?“
„Papperlapp. Ihr habt Angst, nicht weiterzukommen, da lachen ja die Rentiere. Ich glaube, ihr seid umgeben von Menschen und Traumgestalten, die nur darauf warten, euch zu unterstützen. Manchmal müsst ihr einfach fragen. Mehr Mut zum Wort, sage ich!“
Monsta schüttelte seine strubbeligen Haare und guckte das Mysterium verständnislos an.
Dann wandte es sich lieber an Mia. „Ach Mia, wäre das nicht schön, wenn …“
„Die Sehnsucht! Monsta, das ist es, du hast dich doch gerade nach etwas gesehnt. Nach was ist jetzt ganz egal. Du kannst es mir später erzählen. Ich möchte es auch unbedingt wissen, aber ich glaube, die Sehnsucht, die Kammersängerin Sehnsucht ist die Erste, die wir suchen müssen.“
Monsta sprang vor Freude in die Höhe und das Mysterium lächelte still vor sich hin, bereit in sein Schlafgemach zu klettern.
„Zieh dir die Schneeschuhe an Mia, es geht los. Wenn du dich an mir festhältst, können wir sogar durch verschlossene Türen gehen.“
„Jetzt echt?“ Mia tippte sich verstohlen an die Stirn. Sie musste doch gleich mal an Monstas Teebeutel schnuppern.
„Fast. Du musst nur ganz fest an deine größte Sehnsucht denken.“
Türchen 6, das Nikolaus T(o)ürchen
Mia schloss die Augen und versuchte sich zu erinnern. Es war so Gott verdammt lange her, dass sie an ihre Sehnsucht gedacht hatte. Sehnsucht hatte irgendwas mit Träumen zu tun, daran erinnerte sie sich vage und Träume hatte sie längst aus ihrem Leben gestrichen. Wären Monsta & Co. nicht ihre Kumpels und Kumpelinen hätte sie sie wahrscheinlich komplett vergessen, aber so? Keine Chance und schon stupste Monsta sie ungeduldig von hinten an: „Auf geht´s, ab geht die wilde Fahrt! Scrabbie hat mir vorhin noch zugerufen, wo wir die Kammersängerin Sehnsucht finden können.“ „Sicher?“ „ Jaaaaa, totenhunderprozentigseelensicher… sie wohnt dort, wo der Osten auf einmal zum Westen wird, an jener feinen Grenze passt sie auf, dass ja keine Sehnsüchte die Welt verlassen können. Und wenn eine doch herunterzupurzeln droht, hilft ihr Max Erfindung des Sehnsuchtsfangnetzes (übrigens in sattem Magenta!) sie doch hier auf Erden zu behalten.“
Zisch, plitsch, braus, – Monsta und Mia waren nun nicht mehr aufzuhalten und sausten im Dunkel der Nacht davon…
Und morgen, ja, morgen öffnet Urs das Türchen Nummer 7.
2 Kommentare
Liebe Hedda,
das Sehnsuchtsfangnetz finde ich super – Totenhunderprozentigseelensicher… ! 🙂
Herzliche Grüße und fliegende Träume
Ulrike
Ja, liebe Ulrike, sicherererer geht es gar nicht als so und by the way: Sehnsuchtsfangnetze gibt es in allen Farben und Schattierungen, denn die Sehnsucht liebt es bunt. Am effektivsten sind tatsächlich die in tiefem Magenta, das hat mir Max eben geschrieben, aber er muss ja nicht immer recht haben. Lass es uns mal ausprobieren …
Liebe Grüße
Hedda